
Foto: Momentmal In neuem Fenster öffnen via Pixabay In neuem Fenster öffnen
Berlin (kobinet) Das die Inklusion behinderter Menschen grundsätzlich bejahende, freundliche und mitunter betont „politisch korrekte“ Sprechen über Behinderte ändert nichts daran, dass im zivilgesellschaftlichen Raum auch andere Töne über Menschen mit Behinderung zu vernehmen sind. Vorwurfsvolle Geschichten, die sich Nichtbehinderte über ihre Erfahrungen mit Behinderten erzählen, sei es aus kurzen Begegnungen oder aus einem längeren Zusammenleben. Auch ich – der ich aufgrund meiner Erblindung seit Jahrzehnten von anderen ganz selbstverständlich als ein Mensch mit Behinderung „gelesen“ werde, jemand, der ein von ihrer nichtbehinderten Norm abweichendes Behindertenleben führt – erlebe, dass nichtbehinderte Mitmenschen sich immer wieder sowohl untereinander als auch mir gegenüber über mich beklagen, etwas an meinem „Behindertenverhalten“ auszusetzen haben. In ihrer Wahrnehmung lege ich ein Verhalten an den Tag, das mit einem starken oder drastischen Ausdruck gelabelt „toxische Disability“ genannt werden kann. Diesen Begriff habe ich selbst geprägt in Anlehnung an den der „toxischen Weiblichkeit“, wie ihn die Feministin Sophia Fritz eingeführt hat. Für welche Verhaltensweisen von Behinderten – und zwar in erster Linie im Umgang miteinander – ich den Ausdruck „toxisch“ gebrauchen würde, versuche ich als Erstes in einem Essay ansatzweise zu umreißen.